Altersgerechtes Training
Kinder und Jugendliche
Zahlreiche Mannschaftssportarten unterscheiden die Altersgruppen der Kinder nach Klassen, womit jeweils unterschiedliche Anforderungen an das Training einhergehen. Differenzierungen sind möglich nach Geschlecht, Lebensklassen, Leistungsklassen (Ligen), Gewichtsklassen, Körpergröße und Varianten des Sportgerätes.
Die Leistungsklassenstruktur variiert je nach Sportart von sehr unterteilten Systemen, die sechs und mehr Klassen aufweisen, bis zu einklassigen Systemen im Erwachsenenbereich. Bei Mannschaftssportarten erfolgt eine Unterscheidung primär durch die Angehörigkeit der Mannschaften zu bestimmten Ligen, bei Individualsportarten gibt es hingegen häufig verschiedene Leistungsklassen. Dabei gibt es immer eine oberste Kategorie und abgestufte Kategorien mit schwächeren Sportlern.
Eine Möglichkeit ist die Klassifizierung der Junioren im zweijährigen System (in einigen Sportarten auch einjährig), bei dem das Geburtsjahr entscheidet:
Klasse |
Beschreibung |
U 11 |
unter 11 Jahren |
U 13 |
11 bis unter 13 Jahren |
U 15 |
13 bis unter 15 Jahren |
U 17 |
15 bis unter 17 Jahren |
U 19 |
17 bis unter 19 Jahren |
U 23 |
19 bis unter 23 Jahren |
Die Altersgruppen über 18 Jahre können dabei auch an regulären Wettbewerben für Erwachsene teilnehmen, jedoch haben sie durch die separaten Wettbewerbe die Option, allmählich an ein internationales Leistungsniveau herangeführt zu werden.
Die Altersgruppen, die mit F- bis A-Jugend bezeichnet werden, unterscheiden sich von Sportart zu Sportart. So sind beim Fechten die 14-17-Jährigen in der A-Jugend zusammengefasst, im Handball oder der Leichtathletik bezeichnet diese die 17- bis 19-jährigen Sportler.
F- und E-Jugend
Körperliche Konstitution
Kinder, die in der F-Jugend mit einem Mannschaftssport beginnen, müssen sich in der Regel erstmals in einer Mannschaft einfinden und sich mit Gleichaltrigen messen. Die körperlichen Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen sind gering, der Umgang miteinander unverkrampft, sodass das Training vielfach gemischtgeschlechtlich stattfindet. Sie verfügen über eine große Bewegungs- und Spielfreude und lassen sich für das Wetteifern mit anderen begeistern. Sie ermüden rasch, erholen sich aber schnell wieder. Eine körperliche Überforderung ist nahezu unmöglich. Sie verfügen über ein geringes Konzentrationsvermögen, ein minimales Empfinden für Zeit und Raum, eine nur schwach ausgebildete Muskulatur und haben Koordinationsprobleme. Die Orientierung an erwachsenen Vorbildern ist in dieser Altersgruppe besonders groß. Eltern sind die wichtigsten Bezugspersonen, deren Rolle ein Trainer temporär übernimmt.
Trainingsinhalte
Im Training steht weniger die Vermittlung konkreter Techniken im Vordergrund, sondern verschiedene Spiele zur Verbesserung der Koordination und Kondition sowie die Förderung von Teamgeist und Selbstvertrauen. Das funktioniert am besten über Erfolgserlebnisse durch Spiele mit gleichstarken Gegnern und kleinere Trainingsspiele. Gerade fehlende Koordination ist durch mangelhafte Förderung in den frühen Lebensjahren bedingt. Dementsprechend sollte sich das Training an folgenden Prinzipien ausrichten:
- Erlernen einer Vielzahl relativ einfacher Bewegungsformen
- gezielte Erweiterung des Bewegungsschatzes
- vielseitige und variationsreiche Aufgabenstellungen
- Erlernen von Alltagsbewegungen, Rumpfsteuerungen und langsamen Simultanbewegungen
Im frühen Schulkindalter ist die Merkfähigkeit noch nicht ausgeprägt, sodass Übungen wiederholt werden müssen, um sich dauerhaft im Gedächtnis zu verankern. Neben Reaktionsfähigkeit, räumlichem Differenzierungsvermögen und Koordination unter Zeitdruck bilden Gleichgewichtsfähigkeit und Geschicklichkeit speziell bei den Mädchen besondere Fähigkeiten.
Die Rolle des Trainers
Der Trainer hat auf diese Kinder und damit auch auf ihre Persönlichkeitsentwicklung einen besonders großen Einfluss als Vorbild. Dementsprechend sollte er sportliche und soziale Gerechtigkeit vorleben und beispielsweise auch bei Niederlagen Fairness demonstrieren. Er bevorzugt im Training keines der Kinder, hilft jedem Einzelnen durch gegebenenfalls positives Korrigieren und vermittelt Regeln wie Pünktlichkeit und Aufräumen.
Folgende Grundlagen sollte ein Trainer als Basis seiner Praxis nehmen: Sprachlich auf eine kindgerechte Ausdrucksweise achten, Mimik und Gestik einsetzen und nie mit Lob sparen! Die Attraktivität von Übungen lässt sich durch motivierende Formulierungen („Wer kann ...?“) und Wettbewerbe steigern. Anweisungen und gemeinsame Besprechungen nicht zu lang gestalten (maximal 10 Minuten) und genaue Anweisungen geben.
Bei Turnieren und Wettkämpfen den Kindern vor dem Spiel Mut machen. Während des Spiels positiv anfeuern, jedoch auf zu viele Anweisungen von außen verzichten und beruhigend auf Eltern einwirken, die sich während des Spiels durch Zwischenrufe einmischen oder den Schiedsrichter kritisieren.
Trainingsablauf
Im Training wird noch kein gezieltes Aufwärmprogramm benötigt, Kinder dieses Alters können sich sofort bewegen, sodass die Unterrichtseinheit jeweils mit leicht verständlichen Fang- und Ballspielen beginnt. Auch im Hauptteil des Trainings sind motivierende Spiel- und Übungsaufgaben, welche Kenntnisse der grundlegenden Techniken vermitteln, wichtiger als monotone Technikübungen! Vorrangig ist dem Bewegungsdrang der Kinder zu entsprechen, dabei können immer wieder kleine Wettbewerbe integriert werden. Aufkommende Ungeduld ist zu vermeiden.
D-Jugend
Körperliche Konstitution
Das D-Jugendalter gilt als „goldenes Lernalter“, da die Aufnahmebereitschaft für neue und komplexe Zusammenhänge (z. B. Taktik, Kreativität im Spiel) sehr groß ist. Das Konzentrationsvermögen hat sich verbessert, taktische Merkmale werden erfasst und eine körperliche und psychische Ausgeglichenheit ist vorhanden; motorische Steuerung, Rhythmus- und Reaktionsfähigkeit haben sich ebenso gesteigert wie die räumliche und zeitliche Differenzierungsfähigkeit, bevor der Eintritt in die Pubertät folgt. Damit einher gehen beispielsweise körperliche Beschwerden wie Knochenschmerzen und eine geringe Belastbarkeit der Wirbelsäule. Die Kinder entwickeln neben Selbstvertrauen auch einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Sie bilden sich erste eigene Meinungen und stehen anderen Meinungen kritisch gegenüber, was zu Auseinandersetzungen mit dem Trainer und den Eltern führt.
Trainingsinhalte
Im Training steht der Spaß an der Sportart im Vordergrund. Grundtechniken werden systematisch gefestigt, in unterschiedlichen Spielsituationen eingesetzt und um taktische Grundlagen ergänzt. Positive Persönlichkeitseigenschaften wie Leistungswillen, Selbstständigkeit und Einsatzbereitschaft lassen sich in dieser Phase fördern.
Die Rolle des Trainers
Der Trainer hat weiterhin eine Vorbildfunktion, wenngleich Konflikte mit den Spielern auftreten. Dementsprechend distanziert er sich geringfügig von den Kindern und baut Autorität auf. Die Kinder sind bereit, erste Aufgaben und Verantwortung zu übernehmen. Das Training erfordert eine ausreichende Vorbereitung, zudem hält der Trainer mindestens zweimal jährlich einen Elternabend ab.
Trainingsablauf
Die Unterrichtseinheiten beginnen mit Aufwärmübungen und Spielen, die bereits der Schulung verschiedener Techniken, der Koordination oder Motivation dienen. Das eigentliche Training wird jeweils von einem technisch-taktischen Schwerpunkt bestimmt, der durch verschiedene Spiel- und Übungsformen einstudiert wird.
C-Jugend
Körperliche Konstitution
In der C- und der sich daran anschließenden B-Jugend folgen Phasen der Pubertät, mit denen vielfach körperliche und mentale Chancen sowie auch Probleme einhergehen, die Trainer berücksichtigen sollten. So steht in dieser Phase meist die Zugehörigkeit zu und die Identität mit einer Gruppe im Vordergrund - und mit ihr die Suche nach einem gemeinsamen sportlichen Erfolg. Es kann durchaus sinnvoll sein, bei pubertären Verhaltensauffälligkeiten beide Augen zuzudrücken und den Fokus auf den Mannschaftszusammenhalt zu legen - durch Grillabende oder Ausflüge. Parallel hierzu erfolgt eine Ablösung vom Elternhaus, sodass Konflikte mit Autoritäten an der Tagesordnung sind.
Trainingsinhalte
Das Training gilt vor allem der Verbesserung des Leistungsstandes der Kinder, d. h., die konditionellen und koordinativen Anforderungen steigern sich. Die Schnelligkeit des Spiels steht dabei im Vordergrund, um das technische Niveau zu erhöhen. Aufgrund der geringen Reizschwelle der Jugendlichen in ihrer Pubertät ist Fairness eine ebenso wichtige Regel wie Disziplin.
Die Rolle des Trainers
Angesichts der Relevanz von Identität ist es Aufgabe des Trainers, die Fähigkeiten des Einzelnen zu berücksichtigen und auszubauen, die Schwächen zu reduzieren und auch schwächere Spieler an das Mannschaftsniveau heranzuführen. Aufgrund der schwierigen Phase der Jugendlichen bedarf es ausreichender Geduld, Autorität sowie hinreichend sprachlicher Kompetenz. Der Trainer fördert die einzelnen Spieler als Persönlichkeiten und entwickelt gleichermaßen den Teamgeist. Das Training ist gut vorbereitet und basiert auf einem angemessenen Fachwissen.
B- und A-Jugend
Körperliche Konstitution
Im Verlauf der B-Jugend sind die Jugendlichen in der Regel weitestgehend aus der Pubertät heraus und psychisch wieder ausgeglichener. Auch die Körperproportionen harmonisieren sich, der Körper ist kräftiger, Koordinationsvermögen und Auffassungsgabe steigen. Die Jugendlichen streben nach Anerkennung und Selbstständigkeit. Die Ablösung vom Elternhaus ist abgeschlossen, bei Konflikten hat sich der Jugendliche zwischenzeitlich positioniert. Die Spieler akzeptieren Vorgaben, suchen jedoch die Diskussion, wenn sie nicht einverstanden sind.
Trainingsinhalte
Im Training lassen sich die technischen und taktischen Fähigkeiten weiter ausbauen, spezielle Schwerpunkte schulen. Die Spieler passen sich an die wachsenden Wettkampfbedingungen an und erlernen einen dynamischen Spielstil.
Die Rolle des Trainers
Auf der persönlichen Ebene stehen die Festigung von Selbstvertrauen und Mitverantwortung als Schwerpunkte der Trainerarbeit. Durch die Notwendigkeit, die Spieler in ausreichendem Maß zu fördern, muss der Trainer gut ausgebildet sein. Er ist in der Lage, das Training abwechslungsreich zu gestalten und langfristig zu planen; verfügt über Autorität, um klare Grenzen aufzuzeigen und diese auch durchzusetzen. Hierzu sind rhetorische Fähigkeiten unabdingbar. Der Trainer fördert das Individuum und die Mannschaft als Ganzes.
Trainingsablauf
Die stets variierende Aufwärmphase des Trainings dient einer systematischen Steigerung der Übungsanforderungen und beinhaltet neben Ballübungen zur Technikschulung vor allem auch Stretching- und Kräftigungsübungen zum Muskelaufbau. Der Hauptteil der Unterrichtseinheit besteht jeweils aus einem einzigen technisch-taktischen Schwerpunkt in verschiedenen Spiel- und Übungsformen. Die einzelnen Übungen sind dabei leistungsherausfordernd und wechseln zwischen intensiven, belastenden Einheiten und aktiven Erholungsphasen. Variationen steigern die Konzentration und das Auffassungsvermögen für bestimmte Spielsituationen.
Erwachsene (Senioren/Masters)
Mit dem Übergang in das Erwachsenenalter gewinnt die Menschen- und Mannschaftsführung innerhalb des Mannschaftssportes eine weiter zunehmende Bedeutung. Die Aktivität hat neben Beruf und Familie als Freizeitbeschäftigung Stellenwert, wobei sich auch die Familienmitglieder in die Vereinsaktivität einbeziehen lassen. Die Spieler sollten sich innerhalb des Vereins gegenüber Kindern und Jugendlichen vorbildlich verhalten.
» Erforderliche Kompetenzen